Allgemeine Zeitung - Gescher. Noch zeugt der grünlich-fleckige Teppichboden von
unzähligen Veranstaltungen, die Gescheraner und auswärtige Besucher seit Mitte
der 70er Jahre im Theater- und Konzertsaal erlebt haben. Wer das gewohnte
Ambiente noch einmal sehen möchte, muss sich beeilen: In wenigen Tagen wird
ausgeräumt, im Februar beginnen vorbereitende Arbeiten, ab März wird der Saal
komplett entkernt. „Wände, Decken, Boden, alles wird bis auf den Beton freigelegt“,
sagt Jörg Lilleike von der theapro GmbH (München). Dieses Büro bildet zusammen
mit der Meyer Architekten GmbH (Düsseldorf) eine Arbeitsgemeinschaft, die das
Millionenprojekt begleitet. Bis Ende 2022 muss alles fertig und abgerechnet
sein, so Klaus Schnieder, Leiter des Gebäude-managements. Dann verfügt Gescher
über ein multifunktionales und dank Rampen barrierefreies
Veranstaltungszentrum, das vielfältige Nutzungen ermöglicht. „Da bekommt man
jetzt schon Lust auf die Fertigstellung“, blickt Bürgermeisterin Anne Kortüm
nach vorn.Der jetzige Saal aus dem Jahr 1974 hat erhebliche technische
und funktionale Mängel. Auf Dauer hätte eine Stilllegung gedroht, weil
Brandschutz- und Lüftungstechnik nicht mehr funktionieren. Vor diesem
Hintergrund hat die Stadt Gescher Fördermittel aus dem Programm „Soziale
Integration im Quartier“ beantragt und einen Zuschuss von 2,65 Millionen Euro
bewilligt bekommen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 4,5 Millionen Euro und
sind vom Rat gedeckelt worden. Folglich muss die Stadt Gescher 1,85 Millionen
Euro aus Eigenmitteln aufbringen. „Wir verteilen das auf drei Haushaltsjahre“,
so Kämmerer Christian Hübers. Das Volumen ist enorm: „Wir haben hier 7100 Kubikmeter
umbauten Raum“, erläutert Schnieder. Das entspreche mehr als sieben normalen
Einfamilienhäusern. Die Nutzfläche des Theatersaales inklusive Backstagebereich
sei 1500 Quadratmeter groß. Von der Entkernung der Räume über die Installation
der technischen Gebäudeausrüstung bis zum eigentlichen Innenausbau ist es ein
weiter Weg. Alle Oberflächen werden entfernt und erneuert, die Technik wird
modernisiert, der Backstagebereich inklusive Toiletten wird saniert. Ein Clou:
Vor der Hauptbühne entsteht ein Hubboden, der als Vorbühne genutzt werden kann
und gleichzeitig einen Zugang zum Untergeschoss ermöglicht – etwa für den
Transport der Bestuhlung. Im Untergeschoss wiederum werden die vorhandenen
Räume umorganisiert, um Lager- und Haustechnikflächen zu schaffen.
„Wir holen den Saal
aus den 70er Jahren in die Gegenwart“, fasst Schnieder zusammen. In der
Bauphase werde der Schulbetrieb nicht beeinträchtigt, weil eine Staubschutzwand
die Baustelle vom Schulbereich abtrenne. Ab 2023 eröffnen sich ganz neue
Nutzungsmöglichkeiten: Durch eine Trennwand lässt sich der Saal unterteilen,
sodass auch Events im kleineren Rahmen (120 Sitzplätze) möglich sind. „Leise“
Veranstaltungen wie Lesung und Vortrag könnten sogar parallel stattfinden,
versichert Lilleike. Ohne Bestuhlung ist der nicht unterteilte Saal plus Foyer
für bis zu 1000 Personen ausgelegt. Abibälle, Konferenzen, kommunales Kino –
neben den bisherigen Veranstaltungen kann sich Bürgermeisterin Anne Kortüm
vieles vorstellen, wie der runderneuerte Saal ab 2023 genutzt wird. In dieser
Woche befassten sich Verwaltung und Planer mit verschiedenen Materialmustern.
Fest steht: Der grüne Teppichboden hat ausgedient und wird durch
Industrieparkett (Eiche) ersetzt.